"Warum bist Du in die Politik gegangen?"

Schon als Kind hatte ich einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Meine Mutter nannte mich bisweilen einen „kleinen Robin Hood“. Politisch aktiv wurde ich aber nicht, da es in meinem Heimatstädtchen Grünberg nur eine Junge Union gab, die für mich nie in Frage kam. An der Universität Marburg habe ich gemerkt, dass ich mich selbst einbringen möchte und kann, um Verhältnisse an meinem Institut und der Uni zu verändern. Damals ging es um Mitspracherechte von Studierenden in universitären Gremien, der Zivilklausel und den Kampf für kritische und marxistische Inhalte und Personen im Lehrbetrieb. Ich habe mich bei der Hochschulgruppe sds.dielinke Marburg organisiert und war dann über längere Zeit in der Hochschulpolitik, also dem Studierendenparlament und dem AStA, aktiv. Dort habe ich die Erfahrung gemacht, dass man –  wenn man sich organisiert – mehr Rechte für vermeintlich Schwächere und Unterrepräsentierte erkämpfen kann. Feminismus und Marxismus bildeten ein theoretisches Fundament, welches mich für die politischen Kämpfe unserer Zeit gut vorbereitet hat.  Ich möchte mich für eine grundlegend andere, soziale, friedliche und ökologische Gesellschaft und Wirtschaft einsetzen, die sich nach den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen richtet, die diese demokratisch untereinander verhandeln. Dafür lohnt es zu kämpfen – Geschichte wird gemacht, von uns allen, lasst sie uns gemeinsam verändern!

"Was ist für dich linke Bildungspolitik?"

Das Ziel linker Bildungspolitik ist die selbstbestimmte Selbstverwirklichung aller Menschen, schließlich ist Bildung ein Menschenrecht. Deswegen bin ich der festen Überzeugung, dass Bildung für alle Menschen kostenfrei zur Verfügung stehen muss. Davon sind wir weltweit noch weit entfernt. Aber auch in Deutschland und Hessen gibt es ein Bildungssystem, welches sozial selektiv ist und keinesfalls für alle Schülerinnen und Schüler gleiche Bedingungen bereitstellt. Das dreigliedrige Schulsystem aus der Kaiserzeit wollen wir zu Gunsten einer Schule für Alle, im Sinne der integrierten Gesamtschulen, abschaffen. Dort wollen wir eine echte Lehr- und Lernmittelfreiheit umsetzen, dazu gehört auch ein kostenloses Mittagessen für alle Schülerinnen und Schüler. Sowohl Grund- als auch weiterführende Schulen müssen zu echten Ganztagsschulen werden, damit eine Chancengleichheit für alle Kinder gewährleistet werden kann. Ehrenamtliche Jugend- oder Vereinsarbeit muss selbstverständlich auch neben dem Schulalltag möglich sein, deswegen wollen wir Hausaufgaben abschaffen. Insgesamt muss der Schulalltag weniger streng in Klassenverbänden und mehr in projektorientierten Gruppen organisiert werden. Schule für Alle bedeutet auch, dass Inklusion viel besser umgesetzt werden muss. Dazu müssen mehr sozialpädagogische Kräfte ausgebildet und an den Schulen eingesetzt werden. Um jeder Schülerin und jedem Schüler gerecht zu werden, muss ferner die Klassengröße deutlich verkleinert werden – erst dann kann Inklusion wirklich gelingen. Damit Schule demokratischer gestaltet werden kann, muss es an den Schulkonferenzen eine Drittelparität geben, die  aus der Schüler*innenvertretung ein gleichberechtigtes Organ auf Augenhöhe macht.

"Wie stehst du zur Legalisierung von Cannabis?"

Ich bin dafür, Cannabis in Deutschland freizugeben! Alle Studien und Erfahrungen aus Ländern wie den Niederlanden oder einigen US-Staaten zeigen, dass dies viele Vorteile hat. Der Schwarzmarkt wird bekämpft, es gibt qualitativ gutes und nicht verunreinigtes Gras auf dem Markt und der Verkauf lässt sich besser regulieren. Zwar muss dies auf Bundesebene entschieden werden, dennoch unterstütze ich die Idee eines europäisch-gefördertes Projekt des Social Cannabis Clubs für Wiesbaden, um die Freigabe zu testen.

"Wie stehst du zu Fridays for Future?"

Ich möchte mich bei allen streikenden Schülerinnen und Schülern bedanken! Ohne euch würden wir jetzt nicht auf allen politischen Ebenen über die Klimakrise und deren Lösungsoptionen diskutieren. Leider hat die etablierte Politik das Ausmaß des Problems noch nicht verstanden und bringt wirkungslose und unsoziale Maßnahmen auf den Weg. Wir als LINKE und ich versuchen sowohl die Fridays-for-Future-Bewegung auf der Straße zu unterstützen als auch uns mit ihren Forderungen intensiv auseinandersetzen, und dann eigene Impulse in die Parlamente zu tragen. Der Druck von der Straße bleibt aber wichtig – denn entgegen vieler Behauptungen ist eine Bewegung von unten oft mehr wert als wirkungslose Regierungspolitik!

Ich kritisiere den Umgang des Kultusministers in Hessen, Herr Lorz, mit der Bewegung. Statt mit Sanktionen zu drohen, sollte Lorz dankbar und froh sein, dass unsere Jugendlichen mündige Bürgerinnen und Bürger sind, die sich auf demokratischem Wege für ihre Zukunft einsetzen!

 

"Wie stehst du zur Absenkung des Wahlalters auf 16?"

Ich bin dafür! In meinen Augen wäre das Wahlalter 16 auf allen Ebenen ein erheblicher Fortschritt. Das wichtigste Argument für mich ist, dass viele Jugendliche mit 16 bereits in einer Ausbildung sind und bei entsprechendem Verdienst Steuern zahlen. Sie sind straf- und religionsmündig - das Recht zu wählen wird ihnen jedoch vorenthalten. Dabei sind die Vorteile offensichtlich: Mit der Senkung des Wahlalters auf allen politischen Ebenen ist es möglich, junge Menschen stärker für Politik zu begeistern und ihr Recht auf demokratische Teilhabe zu stärken. Des Weiteren sind Politiker*innen gezwungen auf die Bedürfnisse und Interessen junger Menschen stärker einzugehen.