Meine Reden aus der letzten Plenarsitzung

Elisabeth Kula - Studierende vor Armut und kalten Hörsälen schützen!

Elisabeth KulaBildung

In seiner 117. Plenarsitzung am 13. Oktober 2022 diskutierte der Hessische Landtag unseren zu Energieengpässen im Herbst und Winter und den daraus resultierenden Folgen für Studierende und Hochschulen. Dazu die Rede unserer Vorsitzenden und bildungspolitischen Sprecherin Elisabeth Kula.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, liebe Gäste!

Die Preise steigen, Menschen wissen nicht mehr, wie sie über die Runden kommen sollen, und überlegen sich, ob sie heizen oder essen sollen. Urlaube werden abgesagt; und die kleinen Rücklagen sind häufig schon längst geschmolzen. Die Energiekrise ist eine große Gefahr für den sozialen Zusammenhalt. Die Pakete der Bundesregierung sind nicht ausreichend oder helfen nur denjenigen am meisten, die es gar nicht brauchen.

Geringverdiener, Erwerbslose, Rentnerinnen und Rentner werden mit mageren Einmalzahlungen abgespeist. Echte, dauerhafte Entlastung sieht anders aus. Es braucht jetzt endlich eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums zur Mehrheit der Bevölkerung. Ansonsten drohen die Spalter und Hetzer, die wir ja gerade gehört haben, noch mehr Aufwind zu bekommen.

Auch das Land muss hier die Verantwortung übernehmen. Nach dem von uns eingeforderten Sozialgipfel hat die Landesregierung ein Hilfspaket in Höhe von 200 Millionen € angekündigt. Das ist erst einmal nicht verkehrt. Ganz klar ist aber noch nicht, welche Einrichtungen genau davon profitieren werden. Schaut man sich die Unterstützungspakete einmal genauer an, sieht man, dass sie löchrig wie ein Schweizer Käse sind.

(Beifall DIE LINKE)

Vor allem der Bildungsbereich ist eine große Leerstelle. Dabei ist Bildung doch eine generische Landesangelegenheit. Schulen gehören zum Glück schon zur kritischen Infrastruktur. Das heißt, sie müssen auch während einer Energiekrise geöffnet bleiben. Jetzt überlegen sich aber schon die Landkreise, wie sie das bei den aktuellen Preisen eigentlich finanzieren sollen. Das Ergebnis ist ein Flickenteppich aus Maßnahmen. Stadt und Landkreis Offenbach haben jetzt für weiterführende Schulen die Raumtemperatur auf 19 Grad gesenkt. Ich sage das einmal so: Ich halte das wirklich für absolut untragbar. Die Arbeitsstättenregel schreibt plus 20 Grad Celsius für leichte sitzende Tätigkeiten vor. Diese gesetzlichen Vorschriften sind nicht wahllos gewählt, sondern sollen vor allem gesundheitliche Risiken vermeiden. Aber an hessischen Schulen kennt man sich mit Frieren dank fehlender Luftfilter in den letzten Jahren ja aus.

Nicht unter die kritische Infrastruktur fallen aber leider die hessischen Hochschulen. Die Auswirkungen davon haben uns die Präsidentinnen und Präsidenten der Hochschulen letzte Woche ins Stammbuch geschrieben. Der Hochschulbetrieb ist enorm energieintensiv. Die meisten hessischen Hochschulen sind von Gas abhängig. Die Sorge, die Energiekosten im Winter schlichtweg nicht mehr tragen zu können, ist in den Hochschulpräsidien allgegenwärtig.

Die Landesregierung aber – das zeigt auch der Antrag von Schwarz-Grün, den Sie vorgelegt haben – will den Hochschulen nicht helfen: keine zusätzlichen Mittel, keine Unterstützung und keinen Plan.

Vizepräsidentin Karin Müller:

Einen kleinen Augenblick, bitte. – Entschuldigung, aber es ist sehr laut. Ein bisschen mehr Ruhe, und zum Reden bitte rausgehen, dann können wir die Rednerin besser verstehen.

Elisabeth Kula (DIE LINKE):

Die Verantwortung wird auf die Hochschulen abgeschoben. Dort sollen Notfallpläne erstellt werden. Dazu können auch partielle Schließungen der Hochschulen und erneute digitale Lehre gehören. Ich sage Ihnen sehr deutlich: Das ist unverantwortlich. Bildungseinrichtungen müssen über den Winter geöffnet bleiben.

(Beifall DIE LINKE)

Schon während der Corona-Einschränkungen wurden Schulen und Hochschulen dichtgemacht. Es kann doch nicht sein, dass die Kriege und Krisen dieser Welt auf dem Rücken unserer Bildungseinrichtungen ausgetragen werden. Wir fordern von der Landesregierung endlich einen Schutzschirm für die Hochschulen, sodass der Präsenzbetrieb in diesem Wintersemester gesichert werden kann.

Aber wir fordern nicht nur schnelle Sofortmaßnahmen, sondern auch eine langfristige Planung. Dazu gehört ein Programm zur klimaneutralen Hochschule 2030 ebenso wie ein energetisches Sanierungsprogramm. Das Ziel muss sein, bis 2029  80 % der Hochschulgebäude energetisch saniert zu haben, damit man nicht mehr einen so hohen Energiebedarf hat.

Darüber hinaus muss aber endlich das Hochschulfinanzierungssystem vom Kopf auf die Füße gestellt werden; denn trotz der Erhöhung der Grundfinanzierung im Hochschulpakt gibt es aufgrund der falschen Wettbewerbsorientierung in der Hochschulfinanzierung in vielen Fachbereichen eine Mangelverwaltung – gerade in Geistes- und Sozialwissenschaften. Wir wollen unsere Hochschulen bedarfsgerecht ausfinanzieren, um gute Forschung und Lehre sowie unbefristete Stellen für dauerhafte Aufgaben flächendeckend garantieren zu können.

(Beifall DIE LINKE)

Eine Rückkehr ins digitale Semester oder eine Schließung der Bibliotheken der Hochschulen wäre im Übrigen auch eine Umverteilung der Krisenkosten von der öffentlichen Hand hin zu den Studierenden und Lehrenden. Diese müssen dann nämlich den ganzen Tag im Homeoffice ihre Bude heizen; und das finden wir sehr ungerecht. Eine solche Form der Umverteilung lehnen wir grundsätzlich ab, weil es sehr unsozial ist, die Studierenden jetzt weiter zu belasten.

(Beifall DIE LINKE)

Die wirtschaftliche Situation der Studierenden hat sich nämlich schon während der Corona-Pandemie drastisch verschlechtert; und die steigenden Preise und die ausbleibende dauerhafte Unterstützung stellen jetzt viele Studierende vor existenzielle Probleme. Viele überlegen, ob sie ihr Studium demnächst vielleicht sogar abbrechen müssen. Während der letzten Corona-Jahre mussten 25 % aller Studierenden zusätzliche Schulden machen. Schon im Jahr 2020 waren laut einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands 30 % aller Studierenden arm. Bei alleinstehenden Studierenden lag die Zahl sogar bei 75 %. Gleichzeitig ging die Zahl der BAföG-Geförderten seit 2012 kontinuierlich zurück. Die Quote der Anspruchsberechtigten lag 2021 unter 19 %. Und selbst diejenigen, die den BAföGHöchstsatz erhalten, können davon in den Universitätsstädten kaum noch gut leben. Die jetzigen Preissteigerungen sind nicht durch einmalige Trostpflaster zu heilen. Dauerhafte Kosten brauchen auch dauerhafte Entlastungen, meine Damen und Herren.

(Beifall DIE LINKE)

Sie werden jetzt sicher gleich anführen: Ja, es gab eine leichte Erhöhung der BAföG-Sätze im Rahmen der Mini-BAföG-Reform des Bundes. – Aber diese leichte Erhöhung wird sofort durch die Inflation aufgefressen. Gleichzeitig wird das Essen in den Mensen immer teurer. Die Mieten sind auf einem Rekordhoch, und die Semesterbeiträge steigen immer weiter. Die sich zuspitzende soziale Lage der Studierenden geht uns als Land etwas an; und wir müssen endlich alles in unserer Macht Stehende tun, um unseren Studierenden zu helfen. In Hessen haben sich bereits die großen Studierendenvertretungen und der fzs zu einem ersten Krisengipfel getroffen, bei dem sie die Landesregierung aufforderten, endlich aktiv zu werden. Bleibt Hilfe weiterhin aus, wird es erneute Krisengipfel und Proteste der Studierenden geben. Darauf können Sie sich schon einmal einstellen, Frau Ministerin.

(Beifall DIE LINKE)

Ein Hebel der Landesregierung, um den Studierenden zu helfen, ist die auskömmliche Finanzierung der Studierendenwerke. Damit diese ihre sozialen Aufgaben gegenüber den Studierenden angemessen ausüben können, also gutes Essen zu sozialverträglichen Preisen sowie genügend Wohnheimplätze zur Verfügung stellen können, muss das Land endlich mehr Mittel zur Verfügung stellen. Leider ist auch davon in Ihrem Antrag nicht die Rede. Angesichts des erheblichen Ausbau- und Sanierungsbedarfs von Wohnheimplätzen wollen wir jedem Studierendenwerk daher 30 Millionen € zur Verfügung stellen; und wir wollen 2.000 Wohnheimplätze im Jahr schaffen sowie grundsätzlich wieder dahin kommen, dass das Land 30 % der Finanzierung der Studierendenwerke übernimmt. Auch die Landeszuschüsse für die Mensamahlzeiten müssen jetzt sofort schnell steigen, um die Preissteigerungen abzumildern.

Wir fordern von der Landesregierung aber auch, dass sie sich auf Bundesebene für eine echte BAföG-Reform einsetzt, damit die Höhe der Sätze endlich dem realen Bedarf entspricht und sich die Quote der Geförderten deutlich erhöht. Als LINKE haben wir dazu im Land und im Bund Vorschläge vorgelegt.

Eine weitere Möglichkeit des Landes, den Studierenden die Finanzierungslast ihres Studiums etwas abzumildern, wäre, die Verwaltungskostenbeiträge in diesem und im kommenden Semester zu erstatten. Wir fragen uns schon seit Jahren: Wofür sind eigentlich diese Verwaltungskostenbeiträge in Höhe von 50 € pro Semester, und warum sind diese überhaupt notwendig? – Das sind doch versteckte Studiengebühren; und deswegen gehören sie, wie auch alle anderen Studiengebühren, grundsätzlich abgeschafft. Auch das würde die Studierenden entlasten.

Meine Damen und Herren, wir fordern als LINKE die Landesregierung auf, die Hochschulen und Studierenden in dieser Krise endlich zu unterstützen. Bildungseinrichtungen dürfen nicht der Krise zum Opfer fallen. Es ist tatsächlich etwas beängstigend, wie schlecht das Land hier vorbereitet ist. – Vielen Dank.

(Beifall DIE LINE)

Aktuelle Pressemeldungen

Elisabeth Kula - Studierende vor Armut und kalten Hörsälen schützen!

Elisabeth KulaBildung

In seiner 117. Plenarsitzung am 13. Oktober 2022 diskutierte der Hessische Landtag unseren zu Energieengpässen im Herbst und Winter und den daraus resultierenden Folgen für Studierende und Hochschulen. Dazu die Rede unserer Vorsitzenden und bildungspolitischen Sprecherin Elisabeth Kula.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, liebe Gäste!

Die Preise steigen, Menschen wissen nicht mehr, wie sie über die Runden kommen sollen, und überlegen sich, ob sie heizen oder essen sollen. Urlaube werden abgesagt; und die kleinen Rücklagen sind häufig schon längst geschmolzen. Die Energiekrise ist eine große Gefahr für den sozialen Zusammenhalt. Die Pakete der Bundesregierung sind nicht ausreichend oder helfen nur denjenigen am meisten, die es gar nicht brauchen.

Geringverdiener, Erwerbslose, Rentnerinnen und Rentner werden mit mageren Einmalzahlungen abgespeist. Echte, dauerhafte Entlastung sieht anders aus. Es braucht jetzt endlich eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums zur Mehrheit der Bevölkerung. Ansonsten drohen die Spalter und Hetzer, die wir ja gerade gehört haben, noch mehr Aufwind zu bekommen.

Auch das Land muss hier die Verantwortung übernehmen. Nach dem von uns eingeforderten Sozialgipfel hat die Landesregierung ein Hilfspaket in Höhe von 200 Millionen € angekündigt. Das ist erst einmal nicht verkehrt. Ganz klar ist aber noch nicht, welche Einrichtungen genau davon profitieren werden. Schaut man sich die Unterstützungspakete einmal genauer an, sieht man, dass sie löchrig wie ein Schweizer Käse sind.

(Beifall DIE LINKE)

Vor allem der Bildungsbereich ist eine große Leerstelle. Dabei ist Bildung doch eine generische Landesangelegenheit. Schulen gehören zum Glück schon zur kritischen Infrastruktur. Das heißt, sie müssen auch während einer Energiekrise geöffnet bleiben. Jetzt überlegen sich aber schon die Landkreise, wie sie das bei den aktuellen Preisen eigentlich finanzieren sollen. Das Ergebnis ist ein Flickenteppich aus Maßnahmen. Stadt und Landkreis Offenbach haben jetzt für weiterführende Schulen die Raumtemperatur auf 19 Grad gesenkt. Ich sage das einmal so: Ich halte das wirklich für absolut untragbar. Die Arbeitsstättenregel schreibt plus 20 Grad Celsius für leichte sitzende Tätigkeiten vor. Diese gesetzlichen Vorschriften sind nicht wahllos gewählt, sondern sollen vor allem gesundheitliche Risiken vermeiden. Aber an hessischen Schulen kennt man sich mit Frieren dank fehlender Luftfilter in den letzten Jahren ja aus.

Nicht unter die kritische Infrastruktur fallen aber leider die hessischen Hochschulen. Die Auswirkungen davon haben uns die Präsidentinnen und Präsidenten der Hochschulen letzte Woche ins Stammbuch geschrieben. Der Hochschulbetrieb ist enorm energieintensiv. Die meisten hessischen Hochschulen sind von Gas abhängig. Die Sorge, die Energiekosten im Winter schlichtweg nicht mehr tragen zu können, ist in den Hochschulpräsidien allgegenwärtig.

Die Landesregierung aber – das zeigt auch der Antrag von Schwarz-Grün, den Sie vorgelegt haben – will den Hochschulen nicht helfen: keine zusätzlichen Mittel, keine Unterstützung und keinen Plan.

Vizepräsidentin Karin Müller:

Einen kleinen Augenblick, bitte. – Entschuldigung, aber es ist sehr laut. Ein bisschen mehr Ruhe, und zum Reden bitte rausgehen, dann können wir die Rednerin besser verstehen.

Elisabeth Kula (DIE LINKE):

Die Verantwortung wird auf die Hochschulen abgeschoben. Dort sollen Notfallpläne erstellt werden. Dazu können auch partielle Schließungen der Hochschulen und erneute digitale Lehre gehören. Ich sage Ihnen sehr deutlich: Das ist unverantwortlich. Bildungseinrichtungen müssen über den Winter geöffnet bleiben.

(Beifall DIE LINKE)

Schon während der Corona-Einschränkungen wurden Schulen und Hochschulen dichtgemacht. Es kann doch nicht sein, dass die Kriege und Krisen dieser Welt auf dem Rücken unserer Bildungseinrichtungen ausgetragen werden. Wir fordern von der Landesregierung endlich einen Schutzschirm für die Hochschulen, sodass der Präsenzbetrieb in diesem Wintersemester gesichert werden kann.

Aber wir fordern nicht nur schnelle Sofortmaßnahmen, sondern auch eine langfristige Planung. Dazu gehört ein Programm zur klimaneutralen Hochschule 2030 ebenso wie ein energetisches Sanierungsprogramm. Das Ziel muss sein, bis 2029  80 % der Hochschulgebäude energetisch saniert zu haben, damit man nicht mehr einen so hohen Energiebedarf hat.

Darüber hinaus muss aber endlich das Hochschulfinanzierungssystem vom Kopf auf die Füße gestellt werden; denn trotz der Erhöhung der Grundfinanzierung im Hochschulpakt gibt es aufgrund der falschen Wettbewerbsorientierung in der Hochschulfinanzierung in vielen Fachbereichen eine Mangelverwaltung – gerade in Geistes- und Sozialwissenschaften. Wir wollen unsere Hochschulen bedarfsgerecht ausfinanzieren, um gute Forschung und Lehre sowie unbefristete Stellen für dauerhafte Aufgaben flächendeckend garantieren zu können.

(Beifall DIE LINKE)

Eine Rückkehr ins digitale Semester oder eine Schließung der Bibliotheken der Hochschulen wäre im Übrigen auch eine Umverteilung der Krisenkosten von der öffentlichen Hand hin zu den Studierenden und Lehrenden. Diese müssen dann nämlich den ganzen Tag im Homeoffice ihre Bude heizen; und das finden wir sehr ungerecht. Eine solche Form der Umverteilung lehnen wir grundsätzlich ab, weil es sehr unsozial ist, die Studierenden jetzt weiter zu belasten.

(Beifall DIE LINKE)

Die wirtschaftliche Situation der Studierenden hat sich nämlich schon während der Corona-Pandemie drastisch verschlechtert; und die steigenden Preise und die ausbleibende dauerhafte Unterstützung stellen jetzt viele Studierende vor existenzielle Probleme. Viele überlegen, ob sie ihr Studium demnächst vielleicht sogar abbrechen müssen. Während der letzten Corona-Jahre mussten 25 % aller Studierenden zusätzliche Schulden machen. Schon im Jahr 2020 waren laut einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands 30 % aller Studierenden arm. Bei alleinstehenden Studierenden lag die Zahl sogar bei 75 %. Gleichzeitig ging die Zahl der BAföG-Geförderten seit 2012 kontinuierlich zurück. Die Quote der Anspruchsberechtigten lag 2021 unter 19 %. Und selbst diejenigen, die den BAföGHöchstsatz erhalten, können davon in den Universitätsstädten kaum noch gut leben. Die jetzigen Preissteigerungen sind nicht durch einmalige Trostpflaster zu heilen. Dauerhafte Kosten brauchen auch dauerhafte Entlastungen, meine Damen und Herren.

(Beifall DIE LINKE)

Sie werden jetzt sicher gleich anführen: Ja, es gab eine leichte Erhöhung der BAföG-Sätze im Rahmen der Mini-BAföG-Reform des Bundes. – Aber diese leichte Erhöhung wird sofort durch die Inflation aufgefressen. Gleichzeitig wird das Essen in den Mensen immer teurer. Die Mieten sind auf einem Rekordhoch, und die Semesterbeiträge steigen immer weiter. Die sich zuspitzende soziale Lage der Studierenden geht uns als Land etwas an; und wir müssen endlich alles in unserer Macht Stehende tun, um unseren Studierenden zu helfen. In Hessen haben sich bereits die großen Studierendenvertretungen und der fzs zu einem ersten Krisengipfel getroffen, bei dem sie die Landesregierung aufforderten, endlich aktiv zu werden. Bleibt Hilfe weiterhin aus, wird es erneute Krisengipfel und Proteste der Studierenden geben. Darauf können Sie sich schon einmal einstellen, Frau Ministerin.

(Beifall DIE LINKE)

Ein Hebel der Landesregierung, um den Studierenden zu helfen, ist die auskömmliche Finanzierung der Studierendenwerke. Damit diese ihre sozialen Aufgaben gegenüber den Studierenden angemessen ausüben können, also gutes Essen zu sozialverträglichen Preisen sowie genügend Wohnheimplätze zur Verfügung stellen können, muss das Land endlich mehr Mittel zur Verfügung stellen. Leider ist auch davon in Ihrem Antrag nicht die Rede. Angesichts des erheblichen Ausbau- und Sanierungsbedarfs von Wohnheimplätzen wollen wir jedem Studierendenwerk daher 30 Millionen € zur Verfügung stellen; und wir wollen 2.000 Wohnheimplätze im Jahr schaffen sowie grundsätzlich wieder dahin kommen, dass das Land 30 % der Finanzierung der Studierendenwerke übernimmt. Auch die Landeszuschüsse für die Mensamahlzeiten müssen jetzt sofort schnell steigen, um die Preissteigerungen abzumildern.

Wir fordern von der Landesregierung aber auch, dass sie sich auf Bundesebene für eine echte BAföG-Reform einsetzt, damit die Höhe der Sätze endlich dem realen Bedarf entspricht und sich die Quote der Geförderten deutlich erhöht. Als LINKE haben wir dazu im Land und im Bund Vorschläge vorgelegt.

Eine weitere Möglichkeit des Landes, den Studierenden die Finanzierungslast ihres Studiums etwas abzumildern, wäre, die Verwaltungskostenbeiträge in diesem und im kommenden Semester zu erstatten. Wir fragen uns schon seit Jahren: Wofür sind eigentlich diese Verwaltungskostenbeiträge in Höhe von 50 € pro Semester, und warum sind diese überhaupt notwendig? – Das sind doch versteckte Studiengebühren; und deswegen gehören sie, wie auch alle anderen Studiengebühren, grundsätzlich abgeschafft. Auch das würde die Studierenden entlasten.

Meine Damen und Herren, wir fordern als LINKE die Landesregierung auf, die Hochschulen und Studierenden in dieser Krise endlich zu unterstützen. Bildungseinrichtungen dürfen nicht der Krise zum Opfer fallen. Es ist tatsächlich etwas beängstigend, wie schlecht das Land hier vorbereitet ist. – Vielen Dank.

(Beifall DIE LINE)

Von Menschenrechten, Papierschiffchen und der Überzeugung zu den Guten zu gehören

Heute fand eine Debatte im Hessischen Landtag statt, die auf vielfältige Art und Weise gesellschaftliche Realitäten, Mehrheitsverhältnisse und Einblicke in politische und psychologische Verarbeitungsprozesse offenlegte. Als Linksfraktion haben wir einen Antrag mit dem Thema der Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) und der hessischen Flüchtlingspolitik zum Setzpunkt gemacht – schließlich ist Innenministerin Nancy Faeser, die die GEAS-Reform mit vorangebracht hat, auch Spitzenkandidatin der hessischen SPD. Jüngste Abschiebefälle aus Hessen, wie der von Mustafa Kal, dem kurdischstämmigen 19-jährigen Bäckerlehrling im zweiten Lehrjahr, der in den Räumen des Kasseler Rathauses festgenommen und nach Frankfurt zum Flughafen deportiert und abgeschoben worden war, zeigen, dass der Skandal-Innenminister Beuth alle Spielräume ausnutzt, um Geflüchteten das Leben möglichst schwer zu machen.

Auf Europäischer Ebene geht es hauptsächlich um Abschottung und Entrechtung von Geflüchteten, in Hessen darum wie man die Geflüchteten, die es hier her schaffen, wieder los werden kann. Diese Entwicklung hin zur weiteren Aushöhlung des Menschenrechts auf Asyl auf allen politischen Ebenen, auch auf Grund des Aufstiegs der europäischen extremen Rechten, haben wir im Landtag zum Thema gemacht. Die Debatte, die im Landtag zu unserem Setzpunkt folgte, stellt aber einen denkwürdigen parlamentarischen Tiefpunkt dar. Sie zeugte von Unkenntnissen und Leugnungen über die Beschlüsse des Europäischen Rates zur GEAS-Reform und deren Auswirkungen.

Die Redner:innen von SPD und Grünen verbreiteten zum großen Teil die gleichen Desinformationen zu GEAS wie Bundesinnenministerin Faeser und Außenministerin Baerbock.  

So wurde von der SPD-Rednerin behauptet, niemand wolle Menschen in Lager stecken. Der Grünen-Redner, ihr Fraktionsvorsitzener Matthias Wagner, versuchte bemüht nachdenklich zu argumentieren, man habe sich ja schwer getan, und ein historischer Erfolg, wie Faeser die Reform nannte, sei sie nun auch nicht, aber es habe eben eine europäische Reform gebraucht, ansonsten sei ja der Schengenraum und das das europäische Asylsystem generell in Gefahr, deswegen habe dann auch Annalena Baerbock zustimmen müssen. Von beiden Fraktionen kam außerdem die Behauptung, die Bedingungen in den Hotspot-Lagern würden sich durch die Reform verbessern und EU-Staaten würden verpflichtet werden, Geflüchtete aufzunehmen.

Nichts davon stimmt – zumindest fast. Einige Argumente sind nur Schutzbehauptungen oder irreleitend. Die massive Ahnungslosigkeit oder bewusste Desinformation kennt man ansonsten nur von der rechten politischen Seite. Es scheint so als müssten sich die Abgeordneten von SPD und Grünen selbst versichern: Wir sind die Guten! Und: Es kann nicht sein was nicht sein darf! Es ist nicht möglich, dass wir dafür wirklich Verantwortung tragen sollen, dass in Zukunft noch mehr Menschen, auch Kinder, und Geflüchtete aus Kriegsgebieten, in haftähnlichen Bedingungen an den europäischen Außengrenzen eingesperrt werden sollen.

Dabei ist es genau das: ProAsyl, Flüchtlingsrat und andere Expert:innen beten die Folgen der GEAS-Reform seit Wochen rauf und runter. Sie stellt einen Pakt mit den rechten Kräften Europas dar, und ist eine Verschlechterung für die Menschenrechte als der sowieso katastrophale Status-Quo. Mit GEAS werden die Lager und die Schnellverfahren verrechtlicht.

Aber Europäische Gesetzgebung und Europäisches Recht wird von SPD und Grünen nur sehr selektiv wahrgenommen. Dass es jetzt schon Verteilungsmechanismen und Verpflichtungen zur Qualität der Unterbringung in den Hotspots gibt, die aber schlichtweg nicht eingehalten werden, wird ignoriert. Man will sich naiv an den Glauben klammern, dass mit den von ihnen mitgetragenen Reformen es doch irgendwie besser werden muss weil man sich doch jetzt auf bessere Standards geeinigt habe.

Diese Realitätsverweigerung, damit man sich weiterhin zu den Guten zählen kann, ist schwer erträglich und wirft die Frage auf, wann man überhaupt noch faktenbasiert diskutieren kann.

Der Versuch der AfD-Rassist:innen und Chauvinisten, Waffenlieferungen und Fluchtursachen zu kritisieren wird natürlich durch die militaristische und nationalistische Grundhaltung der Partei ad absurdum geführt. Ist es doch die AfD, die die Bundeswehr zu einer Interventionsarmee umbauen lassen will und gleichzeitig andere Fluchtursachen wie den Klimawandel permanent leugnet.

Perfiderweise hat nicht die braun-blaue AfD den bösartigsten Redebeitrag in der Debatte gehalten, sondern die regierungstragende CDU-Fraktion. Der schlimmste Redebeitrag kam mit Abstand von CDU-Abgeordneten Hering, der in rechtspopulistischer Manier die Einwanderung in die Sozialsysteme durch Geflüchtete beklagte, die Grenzen der Aufnahmekapazität beschwor und die vermeintliche Mehrheitsmeinung der Bevölkerung ins Feld zog, nach der man sich doch richten müsse. Abgesehen davon, dass es auch einen relevanten Teil der Gesellschaft gibt, die Angst vor dem Rechtsruck, vor der Übernahme rechter Inhalte und Politik durch Konservative und die selbsternannte politische Mitte haben, hat diese Rede alle Kriterien einer aufhetzenden und Ressentiment-schürenden Stimmungsmache erfüllt. Die Merz-CDU auf dem strammen Weg nach rechts - auch in Hessen. Die Grünen saßen als Koalitionspartner etwas peinlich berührt daneben – Kontra gab es aber nicht, schließlich will man diese Koalition um jeden Preis bis ans Ende der Legislatur weiterführen. Eine SPD-Abgeordnete wies den CDU-Abgeordneten zur Raison und rügte seine Wortwahl, aber nicht ohne anschließend wieder die gleichen Mythen zur GEAS-Reform zu verbreiten – schließlich sind sie ja die Guten!   

Landespolitische Themen spielten in der Debatte kaum eine Rolle, zu emotional die Diskussion um Asylrecht der EU. Richtig empört wurde der parlamentarische Geschäftsführer der CDU erst dann, als am Ende der Debatte klar wurde, dass die kleinen orangenen Papierschiffchen, die wir gebastelt und vor uns aufgestellt haben, fotografiert und die Fotos ins Internet gestellt wurden. Ein brutaler Angriff auf die Innenministerin sei das. Nun denn – wenn das Aufstellen und Fotografieren von Papierschiffchen als brutaler angesehen wird und für mehr Aufregung sorgt als das massenhafte und bewusste Sterbenlassen von Menschen im Mittelmeer und an Europas Grenzen – dann kann sich die AfD auf die rechte Schulter klopfen. Die Dammbrüche gegen das Recht auf Asyl  und die zunehmende Entrechtung geflüchteter Menschen treiben auch im Hessischen Landtag Blüten. Von der CDU kann man keine Brandmauer erwarten. SPD und Grüne werden den nötigen Realitätscheck bekommen. Nämlich dann wenn sie beklagen, dass noch mehr Menschen auf der Flucht nach Europa ihr Leben lassen mussten.

 

 

 

Aktuelle parlamentarische Initiativen

Elisabeth Kula - Studierende vor Armut und kalten Hörsälen schützen!

Elisabeth KulaBildung

In seiner 117. Plenarsitzung am 13. Oktober 2022 diskutierte der Hessische Landtag unseren zu Energieengpässen im Herbst und Winter und den daraus resultierenden Folgen für Studierende und Hochschulen. Dazu die Rede unserer Vorsitzenden und bildungspolitischen Sprecherin Elisabeth Kula.

Sehr geehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren, liebe Gäste!

Die Preise steigen, Menschen wissen nicht mehr, wie sie über die Runden kommen sollen, und überlegen sich, ob sie heizen oder essen sollen. Urlaube werden abgesagt; und die kleinen Rücklagen sind häufig schon längst geschmolzen. Die Energiekrise ist eine große Gefahr für den sozialen Zusammenhalt. Die Pakete der Bundesregierung sind nicht ausreichend oder helfen nur denjenigen am meisten, die es gar nicht brauchen.

Geringverdiener, Erwerbslose, Rentnerinnen und Rentner werden mit mageren Einmalzahlungen abgespeist. Echte, dauerhafte Entlastung sieht anders aus. Es braucht jetzt endlich eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums zur Mehrheit der Bevölkerung. Ansonsten drohen die Spalter und Hetzer, die wir ja gerade gehört haben, noch mehr Aufwind zu bekommen.

Auch das Land muss hier die Verantwortung übernehmen. Nach dem von uns eingeforderten Sozialgipfel hat die Landesregierung ein Hilfspaket in Höhe von 200 Millionen € angekündigt. Das ist erst einmal nicht verkehrt. Ganz klar ist aber noch nicht, welche Einrichtungen genau davon profitieren werden. Schaut man sich die Unterstützungspakete einmal genauer an, sieht man, dass sie löchrig wie ein Schweizer Käse sind.

(Beifall DIE LINKE)

Vor allem der Bildungsbereich ist eine große Leerstelle. Dabei ist Bildung doch eine generische Landesangelegenheit. Schulen gehören zum Glück schon zur kritischen Infrastruktur. Das heißt, sie müssen auch während einer Energiekrise geöffnet bleiben. Jetzt überlegen sich aber schon die Landkreise, wie sie das bei den aktuellen Preisen eigentlich finanzieren sollen. Das Ergebnis ist ein Flickenteppich aus Maßnahmen. Stadt und Landkreis Offenbach haben jetzt für weiterführende Schulen die Raumtemperatur auf 19 Grad gesenkt. Ich sage das einmal so: Ich halte das wirklich für absolut untragbar. Die Arbeitsstättenregel schreibt plus 20 Grad Celsius für leichte sitzende Tätigkeiten vor. Diese gesetzlichen Vorschriften sind nicht wahllos gewählt, sondern sollen vor allem gesundheitliche Risiken vermeiden. Aber an hessischen Schulen kennt man sich mit Frieren dank fehlender Luftfilter in den letzten Jahren ja aus.

Nicht unter die kritische Infrastruktur fallen aber leider die hessischen Hochschulen. Die Auswirkungen davon haben uns die Präsidentinnen und Präsidenten der Hochschulen letzte Woche ins Stammbuch geschrieben. Der Hochschulbetrieb ist enorm energieintensiv. Die meisten hessischen Hochschulen sind von Gas abhängig. Die Sorge, die Energiekosten im Winter schlichtweg nicht mehr tragen zu können, ist in den Hochschulpräsidien allgegenwärtig.

Die Landesregierung aber – das zeigt auch der Antrag von Schwarz-Grün, den Sie vorgelegt haben – will den Hochschulen nicht helfen: keine zusätzlichen Mittel, keine Unterstützung und keinen Plan.

Vizepräsidentin Karin Müller:

Einen kleinen Augenblick, bitte. – Entschuldigung, aber es ist sehr laut. Ein bisschen mehr Ruhe, und zum Reden bitte rausgehen, dann können wir die Rednerin besser verstehen.

Elisabeth Kula (DIE LINKE):

Die Verantwortung wird auf die Hochschulen abgeschoben. Dort sollen Notfallpläne erstellt werden. Dazu können auch partielle Schließungen der Hochschulen und erneute digitale Lehre gehören. Ich sage Ihnen sehr deutlich: Das ist unverantwortlich. Bildungseinrichtungen müssen über den Winter geöffnet bleiben.

(Beifall DIE LINKE)

Schon während der Corona-Einschränkungen wurden Schulen und Hochschulen dichtgemacht. Es kann doch nicht sein, dass die Kriege und Krisen dieser Welt auf dem Rücken unserer Bildungseinrichtungen ausgetragen werden. Wir fordern von der Landesregierung endlich einen Schutzschirm für die Hochschulen, sodass der Präsenzbetrieb in diesem Wintersemester gesichert werden kann.

Aber wir fordern nicht nur schnelle Sofortmaßnahmen, sondern auch eine langfristige Planung. Dazu gehört ein Programm zur klimaneutralen Hochschule 2030 ebenso wie ein energetisches Sanierungsprogramm. Das Ziel muss sein, bis 2029  80 % der Hochschulgebäude energetisch saniert zu haben, damit man nicht mehr einen so hohen Energiebedarf hat.

Darüber hinaus muss aber endlich das Hochschulfinanzierungssystem vom Kopf auf die Füße gestellt werden; denn trotz der Erhöhung der Grundfinanzierung im Hochschulpakt gibt es aufgrund der falschen Wettbewerbsorientierung in der Hochschulfinanzierung in vielen Fachbereichen eine Mangelverwaltung – gerade in Geistes- und Sozialwissenschaften. Wir wollen unsere Hochschulen bedarfsgerecht ausfinanzieren, um gute Forschung und Lehre sowie unbefristete Stellen für dauerhafte Aufgaben flächendeckend garantieren zu können.

(Beifall DIE LINKE)

Eine Rückkehr ins digitale Semester oder eine Schließung der Bibliotheken der Hochschulen wäre im Übrigen auch eine Umverteilung der Krisenkosten von der öffentlichen Hand hin zu den Studierenden und Lehrenden. Diese müssen dann nämlich den ganzen Tag im Homeoffice ihre Bude heizen; und das finden wir sehr ungerecht. Eine solche Form der Umverteilung lehnen wir grundsätzlich ab, weil es sehr unsozial ist, die Studierenden jetzt weiter zu belasten.

(Beifall DIE LINKE)

Die wirtschaftliche Situation der Studierenden hat sich nämlich schon während der Corona-Pandemie drastisch verschlechtert; und die steigenden Preise und die ausbleibende dauerhafte Unterstützung stellen jetzt viele Studierende vor existenzielle Probleme. Viele überlegen, ob sie ihr Studium demnächst vielleicht sogar abbrechen müssen. Während der letzten Corona-Jahre mussten 25 % aller Studierenden zusätzliche Schulden machen. Schon im Jahr 2020 waren laut einer Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands 30 % aller Studierenden arm. Bei alleinstehenden Studierenden lag die Zahl sogar bei 75 %. Gleichzeitig ging die Zahl der BAföG-Geförderten seit 2012 kontinuierlich zurück. Die Quote der Anspruchsberechtigten lag 2021 unter 19 %. Und selbst diejenigen, die den BAföGHöchstsatz erhalten, können davon in den Universitätsstädten kaum noch gut leben. Die jetzigen Preissteigerungen sind nicht durch einmalige Trostpflaster zu heilen. Dauerhafte Kosten brauchen auch dauerhafte Entlastungen, meine Damen und Herren.

(Beifall DIE LINKE)

Sie werden jetzt sicher gleich anführen: Ja, es gab eine leichte Erhöhung der BAföG-Sätze im Rahmen der Mini-BAföG-Reform des Bundes. – Aber diese leichte Erhöhung wird sofort durch die Inflation aufgefressen. Gleichzeitig wird das Essen in den Mensen immer teurer. Die Mieten sind auf einem Rekordhoch, und die Semesterbeiträge steigen immer weiter. Die sich zuspitzende soziale Lage der Studierenden geht uns als Land etwas an; und wir müssen endlich alles in unserer Macht Stehende tun, um unseren Studierenden zu helfen. In Hessen haben sich bereits die großen Studierendenvertretungen und der fzs zu einem ersten Krisengipfel getroffen, bei dem sie die Landesregierung aufforderten, endlich aktiv zu werden. Bleibt Hilfe weiterhin aus, wird es erneute Krisengipfel und Proteste der Studierenden geben. Darauf können Sie sich schon einmal einstellen, Frau Ministerin.

(Beifall DIE LINKE)

Ein Hebel der Landesregierung, um den Studierenden zu helfen, ist die auskömmliche Finanzierung der Studierendenwerke. Damit diese ihre sozialen Aufgaben gegenüber den Studierenden angemessen ausüben können, also gutes Essen zu sozialverträglichen Preisen sowie genügend Wohnheimplätze zur Verfügung stellen können, muss das Land endlich mehr Mittel zur Verfügung stellen. Leider ist auch davon in Ihrem Antrag nicht die Rede. Angesichts des erheblichen Ausbau- und Sanierungsbedarfs von Wohnheimplätzen wollen wir jedem Studierendenwerk daher 30 Millionen € zur Verfügung stellen; und wir wollen 2.000 Wohnheimplätze im Jahr schaffen sowie grundsätzlich wieder dahin kommen, dass das Land 30 % der Finanzierung der Studierendenwerke übernimmt. Auch die Landeszuschüsse für die Mensamahlzeiten müssen jetzt sofort schnell steigen, um die Preissteigerungen abzumildern.

Wir fordern von der Landesregierung aber auch, dass sie sich auf Bundesebene für eine echte BAföG-Reform einsetzt, damit die Höhe der Sätze endlich dem realen Bedarf entspricht und sich die Quote der Geförderten deutlich erhöht. Als LINKE haben wir dazu im Land und im Bund Vorschläge vorgelegt.

Eine weitere Möglichkeit des Landes, den Studierenden die Finanzierungslast ihres Studiums etwas abzumildern, wäre, die Verwaltungskostenbeiträge in diesem und im kommenden Semester zu erstatten. Wir fragen uns schon seit Jahren: Wofür sind eigentlich diese Verwaltungskostenbeiträge in Höhe von 50 € pro Semester, und warum sind diese überhaupt notwendig? – Das sind doch versteckte Studiengebühren; und deswegen gehören sie, wie auch alle anderen Studiengebühren, grundsätzlich abgeschafft. Auch das würde die Studierenden entlasten.

Meine Damen und Herren, wir fordern als LINKE die Landesregierung auf, die Hochschulen und Studierenden in dieser Krise endlich zu unterstützen. Bildungseinrichtungen dürfen nicht der Krise zum Opfer fallen. Es ist tatsächlich etwas beängstigend, wie schlecht das Land hier vorbereitet ist. – Vielen Dank.

(Beifall DIE LINE)